In memoriam Ernst HÖGER betreffend sein Leitmotiv „NÖ soll blühen“

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Ernst Höger: Politiker und Sozialdemokrat

Mit Ernst Höger habe ich einen Politiker kennengelernt, der

  • ein Politiker war, der immer mit der Basis verbunden blieb
  • ein Politiker war, der Handschlagqualität und für Visionen und Zukunftsstrategien ein offenes Ohr hatte
  • ein Sozialdemokrat war, der stets um die Rechte der Arbeitnehmer kämpfte

Dass wir beide aus dem Triestingtal stammten (er aus Berndorf und ich aus Leobersdorf), mag ein weiteres Element unserer Freundschaft und Partnerschaft gewesen sein.

Wohlstand und Teilhabe in Regionen

In vielen persönlichen Gesprächen – er scheute es nicht enge Kontakte zur Wissenschaft zu halten – ging es immer darum, Ideen zu entwickeln, die geeignet waren, eine Weiterentwicklung der Gesellschaft mit Wohlstand und Teilhabe für alle zu ermöglichen.

Bereits lange bevor die negativen Auswirkungen der Globalisierung für viele Regionen erkennbar waren, hat Ernst Höger die Idee geboren, dass es eigentlich schön wäre, wenn in einer Region geborene Menschen dort eine bleibende Heimat finden könnten. Sehr schnell erkannte er, dass dies nur dann realisierbar ist, wenn es in der jeweiligen Region zu einer Einheit (Symbiose) der drei wichtigen Elemente

  • Lernen
  • Arbeiten
  • Leben

in der Region und somit zu hoher Autonomie kommen kann.

Regionale dynamische Weiterentwicklung

Die Geschichte lehrte es auch, dass dies in Vergangenheit – aber auch bis heute – durchaus möglich ist und damit erfolgreiche, weitgehendst autonome Regionen entstanden sind, entstehen und sich eigendynamisch weiterentwickeln können. In logischer Konsequenz wurde ich selbst und in Partnerschaft mit Ilan Knapp, seinerzeit Leiter des österreichischen Instituts für Bildungsforschung, von Ernst Höger beauftragt, für Niederösterreich eine diesbezügliche Studie unter dem Titel „NÖ soll blühen“ zu erstellen.

In dieser Ende der 70er-Jahre in Angriff genommenen Studie wurde insbesondere auf die Tradition und die geschichtliche Entwicklung der vier Viertel des Landes Niederösterreich Bezug genommen.

Dreißig Jahre später stellten wir bei einer gemeinsamen Ehrung in Wiener Neustadt fest, dass viele der Vorschläge der seinerzeitigen Studie weitgehendst umgesetzt worden waren, selbst durch eine immer ÖVP-dominierte Landesregierung.

Folge-Aktivitäten der Leitstrategie

Motiviert durch die Leitstrategie der Studie „NÖ soll blühen“ durch Ernst Höger habe ich eine Fülle weiterer Aktivitäten gesetzt, die allesamt das Generalziel der Entwicklung weitgehend regionaler autonomer Regionen (natürlich über Bezirksgrenzen und allfällige Bundeslandgrenzen hinausgehend) im Auge hatte.

Beispiele von Projekten dieser Art im Zeitraum 1980 bis 2005 waren die leitende Mitarbeit bei der Planung und Errichtung von Technologietransfereinrichtungen, Fachhochschulen, Technopolen:

  • Die Gründung des ersten Technologieparks (ECO-TECH) 1984 im Forschungszentrum Seibersdorf
  • Die Gründung des Technologietransferzentrums/Umwelttechnik (TZU Leoben) 1985
  • Erste Entwürfe des später durch Werner Jungwirth gegründeten RIZ-Programms
  • Das Entwicklungsprogramm der Gemeinde Leobersdorf, aufbauend auf der Studie „NÖ soll blühen“
  • Die FH-Gründungen in Wiener Neustadt, Tulln und Wieselburg 1993-2005
  • Die Planung, Gründung und der Aufbau der Technopole Wiener Neustadt und Tulln
  • etc.

Neue Möglichkeiten und regionalpolitische Maßnahmen

Der nunmehr voll einsetzende exponentielle Verlauf einer Vielzahl neuer nutzbarer Technologien in allen Bereichen des Arbeitslebens, des Privatlebens und der Gesellschaft erlaubt es, mit der Entwicklung neuer regionalpolitischer Programme einen sinnvollen Gegenpol zu einer globalisierten Welt zu setzen. Die themenspezifischen EU-Programme (smart region) und zunehmend viele nationale Entwicklungskonzepte (nicht nur in Europa) dieser Art zeigen, dass es hier eine Fülle von Chancen gibt, im Rahmen der durch die Globalisierung ausgelöste verschwindende Anteile einer regionalen Autonomie nach dem Grundprinzip von Ernst Höger wieder zu beleben.

Beispiele bezogen auf NÖ, die sich mehr oder weniger in Richtung der Strategie von Ernst Höger bewegen, sind:

  • das Projekt Triestingtaler Ideengarten
  • das Projekt Wiener Neustadt 2030
  • das Projekt in Tulln, unter dem Motto „Miteinander statt gegeneinander“
  • etc.

Es wäre dringende Aufgabe eines niederösterreichischen Regionalisierungsprogramms, auf gesicherter wissenschaftsmethodischer Basis, unter Einbindung praxiserfahrener Experten und unter dem Leitmotiv „NÖ soll blühen“ mit höherer Dynamik weiterzuentwickeln. Insbesondere unter dem Motto „Miteinander statt gegeneinander“, was jedoch parteiübergreifend zu definieren wäre.

Im Sinne von Ernst Höger.

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  1. Hans Bungenstab sagt:

    Ist der jüngst im Triestingtal gestartete
    Versuch nicht gescheitert? Und wo bleibt da die Suche nach der Ursache ?